Kleine Zeitung
MANUELA SWOBODA
Hermann van Veen ist wie Geschenk des Himmels 13 april 2010

Auch wenn er gerade 65 wurde: Die Rente muss warten. Gott sei Dank. Mit dem neuen Album "Im Augenblick" tourt Herman van Veen um die Welt und stoppt in Graz.


Pädagoge wollte er eigentlich werden. Entertainer wurde er, im besten Sinne. Also doch Pädagoge. Nur ganz anders. Einer, der sich das Staunen, das Fragen, das Wundern, das Lieben, das Lachen, das Weinen vom Leben niemals hat austreiben lassen: Herman van Veen, das Veenomen.

2004 wurde ihm die "World Peace Flame" überreicht, ein Symbol für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit, die im Hause von Mahatma Gandhi brennt. Der Niederländer setzt sich unermüdlich ein für die Schwachen, ganz besonders für Kinder, oder schlicht für die anderen, die keine Lobby haben, wer auch immer die sind. Darüber singt und schreibt er. Dass er es damit auf 150 Tonträger brachte und auf 60 Bücher, ist ein tröstlicher Befund über den Zustand der Welt.

Seine Konzerte sind seit Jahren fast immer ausverkauft, obwohl sich seine Programme jenseits von Eventkultur abspielen. Doch seine Liveauftritte sind ein Ereignis, ein Geschenk des Himmels. Das sprach sich herum in vier Jahrzehnten, die der heute 65-Jährige auf der Bühne steht.


Salto


Herman van Veen ist ein Artist, der mit Wort und Musik jongliert und damit beseelt wie ein Kind auf dem Trampolin des Lebens hüpft. Und immer wieder schlägt er einen Salto in die Sätze, geht noch weiter an die Grenzen, weil er weiß, dass die Grenzen der Sprache die Grenzen der Welt sind. Davon singt er auch in seinem aktuellen Album "Im Augenblick", wird zum Wortführer der Sprachlosen. "Ob Allah oder Gott, Jesus, Mohammed, man betet dasselbe Angstgebet: Gib uns zu essen, gib uns Halt, beschütze uns vor allem vor Gewalt." Im Kleinen sind die Unterschiede nirgendwo groß. Da können die Rechten noch so oft das Gegenteil behaupten.

Der Rechtsruck in den Niederlanden liegt Herman van Veen schwer im Magen. Weil er den Rechtspopulisten Geert Wilders öffentlich angriff und daran erinnerte, dass auch die Nazis mit ausländerfeindlichen Parolen Hass säten, überfielen van Veen auf seiner Homepage üble Postings bis hin zu Morddrohungen. "Ich habe Schiss", sagt er darüber, "aber nicht Schiss genug, nichts zu sagen."