Stuttgarter Nachrichten
Jürgen Spieß
Musik zum Herzerwärmen 13 februari 2010

Er ist ein Meister der kleinen Mittel und der großen Wirkung. Er kämpft für Kinder und wird nie seinen Frieden mit dem Krieg schließen. Hermann van Veen trat am Freitagabend vor gut 1500 begeisterten Fans in der Liederhalle auf, mit im Gepäck sein neues Album "Im Augenblick". Heute ist er im Vergleich zu Werken aus den 70er und 80er Jahren altersmilde, aber er versteht sich noch immer als politischer Künstler.


Zusammen mit seinen zwei langjährigen Wegbegleitern Erik van der Wurff (Klavier) und Edith Leerkes (Gitarre) sowie zwei wunderbaren Geigerinnen inszeniert er einen viel Wärme ausstrahlenden Spaziergang durch die Vergangenheit. Mit jeder Zeile, die er vorträgt, jedem Akkord, den er schlägt oder streicht, spürt man: Der Mann macht sein Ding - unabhängig davon, was an Moden im Kulturbetrieb gerade so angesagt ist. Zwischenmenschliche Themen bilden meist den textlichen Hintergrund der auf deutsch gesungenen Lieder.

Van Veen versteht es, sich eine eigene Welt zu schaffen. In dieser Welt wird anders gesprochen, anders gesehen, anders gehört. Der Leidenschaft seiner bisweilen betörend trompetenden Stimme kann man sich nicht entziehen, und die Wahrheit seiner Metaphern ist nicht von der Hand zu weisen.

Ob er nun poetische Liebeslieder singt, den anarchischen Clown gibt oder mit einem Koffer voller Tischtennisbälle und einem schlichten Luftballon das Kind im Zuschauer weckt: Hermann van Veen braucht nicht viel, damit sich die Herzen seiner Fans ganz weit öffnen. Er hat sein Handwerk nicht verlernt.