Herman van Veen
SH am Sonntag
erkenntnis
11 aptil 2010

DieTauben fliegen bis an die Wolken und schlafen in der Kirche. Über den Wolken schweben Engel und oben im Himmel wohnt Gott inmitten der toten Menschen, die wieder lebendig geworden sind.

So fügte sich, laut meinem Opa, alles ineinander. Jetzt, da ich selbst Opa bin, weiß ich, dass das nicht so ist. Das mit Gott und den Engeln. Über den Wolken ziehen Flugzeuge Streifen in die Luft, und der Himmel darüber , ist unbeschreiblich groß und vor allem mit Rätseln angefüllt. Von Gott, der dem Weihnachtsmann ähnelt, wurde niemals etwas vernommen, obwohl einige Leute behaupten, Worte und Zeichen von ihm empfangen zu haben.

Ich denke, dass sie das glauben. „Wissen" ist etwas ganz anderes. Im Grunde finde ich es ziemlich schade, dass die Bilder, die mein Opa zauberte, nicht in echt existieren. Denn es ist doch gemütlich: Engel, die aufWolken schlafen und von der „Menschen Wohlbehagen" singen und von „Gloria in Excelsis Ded" Gott, der mit einem Lächeln weise und erhaben dasitzt mit all den erstaunten Menschen, die froh sind, dass sie wieder leben.

Als Kind habe ich in Gedanken oft mit Gott geplaudert. Hab ihm von allem erzählt und vor allem, um alles gebeten. Vor Nikolaus und Weihnachten, vor meinem Geburtstag auch und dass meine Mutter gesund werden sollte und so. Und wenn ich dann bekam, was ich wollte, bedankte ich mich bei ihm in meinem Kopf.

Hin und wieder mache ich das noch immer. Bei großem Glück oder großem Verlust. Gut, man weiß, dass es Gedanken sind, aber nicht „nur" Gedanken. Denn inzwischen wissen wir, dass Gedanken, ob gedacht, gesagt oder gebetet, durchaus etwas bewegen. Messbar, in Wellen, unterwegs zu dem, was unerklärbar scheint.



Herman van Veen (65) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.