Jörg Hopfe schrieb am 10.11.01 in der WAZ-online

Selbst der Arztwitz wirkt wie Kultur



Wer Flexibilität und Vielseitigkeit im künstlerischen Bereich schätzt, der kam beim Auftritt von Herman van Veen am Donnerstag in der Europahalle auf seine Kosten. Dem 56- jährigen Holländer scheinen alle Kategorien der Unterhaltungskunst vertraut zu sein.



Er kann sowohl anspruchsvolle poetische Texte vortragen, als auch zotige Gags im Stile eines Stand-up-Comedian dem Publikum schmackhaft machen. Dabei besitzt er die Fähigkeit, selbst den Arztwitz noch in einer Form darzubieten, dass der Zuhörer den Eindruck hat, ihm würde dabei ein Stück Kultur geboten.

Für den einmaligen Genuss des Abends sorgte aber besonders die abwechslungsreiche Spanne, die der Künstler bot. Ob es sich um die treffsicheren Pointen bei einer Parodie auf die Hochkultur der Oper, um Zauber- und Fechteinlagen, um afrikanisch angehauchte Tanzeinlagen oder um Geschichten aus seiner Kindheit handelt - stets wird van Veen seinen Ansprüchen gerecht und bietet seinen Fans kurzweilige Unterhaltung auf gehobenem Niveau. In seinen lebhaften Einlagen schreckt er auch nicht davor zurück, einige Zuschauer in den ersten Reihen mit Wasser zu bespritzen und nach der Frage: "Fanden Sie das nass?" mit einem Feuerwehrschlauch zu drohen.

Dank seiner handverlesenen Begleitband mit seinem alten Weggefährten Erik van der Wurff (Piano), der virtuosen Gitarristin Edith Leerkes, dem Kontrabassisten Thomas Dirks, der kreativen Wieke Garcia (Percussion) und der Violinistin Jann gelingt es dem Träger des Bundesverdienstkreuzes, einen weiten musikalischen Bogen vom Chanson bis hin zu Ethnoklängen zu bieten.



Jörg Hopfe