Dortmund
Thilo Kortmann

Niederländer zu Gast im Konzerthaus - „Als Afghanistan noch Vietnam hieß"

Hermann van Veen - Meister der Gratwanderung überzeugte

8 mei 2010

Nicht der fliegende, sondern der verrückte Holländer war am Donnerstagabend zu Gast im Konzerthaus. Herman van Veen tanzte, zauberte, spielte Geige, Gitarre, erzählte lustige Anekdoten und wurde von vier exzellenten Musikern über zwei Stunden lang begleitet.

Verrückt war schon das Outfit: einen schwarzen Schuh, einen weißen Schuh und zwischendurch zog der Schöpfer der Comic-Ente Alfred Jodocus Kwak sich eine Unterhose über den Kopf. Ließ Ping-Pong-Bälle von der Decke regnen oder telefonierte nach Rotterdam, während seine Band stoppte und in einer Pose erstarrte. Schon gleich zu Beginn wurden die Veen-Fans ins Programm mit eingebunden, sollten Füße stampfend Gewitter machen für den Regen-Song.

„Bevor ich es vergesse" lautet der Titel seines neuen Buchs. Über Alterserscheinungen wie Vergesslichkeit oder Inkontinenz drehen sich Lieder wie das „Schlaflied für Rosa" des niederländischen Multikünstlers. Immer schaffte er die schmale Gratwanderung zwischen ernsten, nachdenklichen und lustigen Themen. Sprach aktuelle Probleme wie Kindesmissbrauch durch die katholische Kirche oder Zeiten „als Afghanistan noch Vietnam hieß" an.

Cabaret à la Van Veen - der Künstler schwebte als Ballett-Tänzer über die Bühne oder persiflierte einen Magier, als er Tischtennis-Balle in seiner Hose verschwinden ließ. In einer Mischung aus klassischem Kammerkonzert und Folk entführte der 65-Jährige das Publikum auch in den Großstadtdschungel Amsterdam.

„Tauben scheißen Rembrandtweiß", sang Van Veen und Gitarristin Edith Leerkes verzauberte den Saal mit einem epischen Solo. Er stimmte nachdenklich mit „Kyrie Elysium", einem Lied über eine ambivalente Gesellschaft,. in der das Böse durchblitzt.-;

Und dann wieder der lockere! Spruch, der nachdenklich stimmt: Mit witzigen Weisheiten wie „Sprech ich mit Gott, dann heißt es Gebet. Spricht Gott mit mir, dann heißt es Psychose", hinterfragte der Niederländer immer wieder gesellschaftliche Gebilde wie Religion oder Krieg.