Dirk Augustin schreib am 10.04.2002 in der Schwäbischen Zeitung

Tieftraurig und urkomisch



FRIEDRICH5HAFEN

"Die Wahrheit ist viel besser zu ertragen, wenn sie klingt" Erst in der x?ten Zugabe lässt Herman van Veen sein Publikum an seiner Erkenntnis teilhaben "Die Botschaft staubt so trocken, wenn das Wort allein sie bringt." Und deshalb ist das Konzert des holländischen Sänger und Clowns viel musikalischer, viel rhythmischer, viel witziger als frühere Abende des 57-jährigen

Manch ein Gast zeigte sich überrascht von der Lebensfreude, die Herman van Veen und seine Musiker auf der Bühne des Graf?Zeppelin-Hauses verbreiteten. An diesem Abend wechselten sich die zumeist tief traurigen und melancholischen Lieder seiner CD "Was ich dir singen wollte" ab mit geradezu absurder Komik. Kaum hat er per Handy mit seinen verstorbenen Eltern telefoniert, von verflossener Liebe oder Kindern im Krieg gesungen, da hält er stimmgewaltig und theatralisch ein Plädoyer für eine Oper ohne Sänger, so dass das Publikum Tränen lacht.

Für den neuen Spaß auf der Bühne hat sich Herman van Veen neben seinem langjährigen Bühnenpartner Erik van der Wurff am Flügel und der Gitarristin Edith Leerkes, die ihn auch schon seit fast zehn Jahren begleitet, mit zwei jungen Musikerinnen umgeben. Geigerin Jannemien Cnossen hat auch den Meister selbst wieder zur Violine greifen lassen. Und Wieke Garcia sorgt an den Percussions für den nötigen Schwung. Dabei nimmt sie so ziemlich alles her, was die karge Bühnendekoration hergibt und beweist, dass auch eine Zeitung ein gutes Rhythmusinstrument sein kann.

Auch wenn Herman van Veen seinen Musikern immer wieder Gelegenheit gibt, mit Soli im Rampenlicht zu stehen, im Mittelpunkt bleibt doch immer er ? sogar wenn die jungen Frauen zeigen, dass sie tolle Stimmen haben, zieht der Clown mit Mimik und Gestik die Augen der Zuschauer auf sich. Natürlich kommt auch der Geschichtenerzähler van Veen, der vor einem Jahr Opa geworden ist, auf dieser Tour nicht zu kurz. Da erzählter vom Onkel Franz und dessen Auftritt als berühmter Rabbi, da berichtet er von seinem ersten Besuch im Badehaus, damals als er sich im Alter von fast acht Jahren plötzlich ganz erwachsen fühlte.

Wie ein großer Spaß wirkt das Spiel auf der Bühne, wenn van Veen und Cnossen mit den Geigenbögen ein Duell ausfechten, wenn sie ein großes Palaver austrommeln, wenn er sich als Jongleur und Zauberkünstler lächerlich macht oder seine isländische Praktikantin immer wieder kurz auf die Bühne kommt. Dann hält sich der Meister selbst nicht an seinen Ratschlag: "Clowns lachen nie, die Leute sollen."



Dirk Augustin