sovo schrieb am 10.04.2001 in der NRZ

Lieder von Liebe, Leben und allzu Menschlichem

Herman van Veen begeisterte in der Mercator-Halle



Er lässt sich wahrlich in kein Genre pressen. Allein sein Name ist Programm. Wenn Herman van Veen singt, wenn er fleht, wenn er lacht, dabei mit Worten spielt und mit Gesten schauspielern, dann vermischt sich Satire mit musikalischer Brillanz zu einem Guss. In der ausverkauften Mercator-Halle begeisterte der niederländische Sänger und Entertainer am Sonntagabend mit seinem neuen Programm "Was ich Dir singen wollte".

Wesentlichen Anteil am Erfolg des Auftritts hat nicht zu letzt das harmonische Zusammenwirken der sechs hervorragenden Musiker mit van Veen. Dabei fesseln sie ihr Publikum fast drei Stunden mit Liedern die von der Kraft der Liebe erzählen und von der Kraft de Musik. Und Friedrich Nietzsche dachte noch am Ende seines Weges: Ach, hätte ich nu Musik gemacht". Denn - so heißt es im gleichen Lied "wenn Udo Jürgens etwas sagen will, dann hilft ihm sein Klavier".

Mal geht es laut und dynamisch zu, dann wieder still und melancholisch. "Sprich mit mir" ist eine einfühlsame Hymne an die Mutter, denn so singt der Liedmacher van Veen: "Dein Wahrheit ist ein Teil von mir".

Er tanzt, er singt und philosophiert. Van Veen ist ebenso kritisch wie witzig. Immer wieder erntet er herzliche Gelächter und spontanen Beifall. Mit laszivem Hüftenschwung besingt van Veen die Liebelei und erzählt schließlich offenherzig von seinem ersten Besuch im Badehaus, wo er seinen Vater zum ersten Mal ohne seine Schlabber- Unterhose sah.

„Oper kann auch schön sein", juxt der Mann und mimt sowohl halbtoten Sopran, der vom klaren Ton in ein klägliches Schluchzen übergehend minutenlang von seiner Ermordung singt, als auch den Tenor, den triumphierenden Täter: „Ich hab ihn, ich hab, ich hab ihn erstochen." Der macht eine nicht minder bedauernswerte Figur, bis van Veen als Ballett auf dem Boden entlangrobbend das Publikum zum Brüllen anstachelt. Er ist nun mal auch ein Clown.

Ob mannigfaltige Interpretation der Brahm'schen ungarischen Tänze, Chansons oder seine typischen kleinen, menschlichen Geschichten: Herman van Veen entlarvt immer wieder gerne die Abgründe und Wahrheiten hinter der scheinbaren Normalität.



sovo





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