Märkische Allgemeine
Rotraud Wieland

Augenblicke mit Herman van Veen

Bejubelter Auftritt des Niederländers vor mehr als 2000 Zuschauern

22 sep 2009

Mehr als 2000 Menschen drängten sich am Sonnabendabend auf dem Platz an der Orangerie, um Herman van Veen zu sehen, zu hören, zu feiern.


ORANIENBURG I "Herman!, Herman!", riefen ihn die Fans immer wieder auf die Bühne, nachdem die mehr als zweistündige Vorstellung längst vorbei war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich ein Teil der Besucher durch den von brennenden Fackeln und orangefarbenen Wasserbällen erleuchteten Park bereits auf den Heimweg gemacht. Doch die wahren Enthusiasten spürten nicht die Kälte und Feuchtigkeit der Nacht, sie harrten aus, bis sich der niederländische Allround-Künstler endgültig verabschiedet hatte.

Er ist Poet,
ein Liedermacher,
Kabarettist, Clown und
ein Sänger der Liebe


"Im Augenblick" lautet der Titel seiner Tournee, mit der Herman van Veen zusammen mit der Musikerin Edith Leerkes in den nächsten Monaten in Deutschland unterwegs ist.
In Oranienburg begann er sie, krönte damit als Niederländer die Laga, die seiner Landsmännin Louise Henriette gewidmet ist. Vor allem aber bescherte er den Oranienburgern und ihren Gästen "anrührende", "begeisternde, beeindruckende, glückselige" Augenblicke und solche voller Erinnerung. Denn seine er-folgreichste Zeit hatte Herman van Veen in den 70er-und 80er-Jahren. Dennoch sind ihm seine Anhänger treu geblieben, neue sind hinzugekommen. Sie alle erlebten am Sonnabendabend zwei Künstler in einer beeindruckenden, handgemachten Show: Herman van Veen als Sänger, Instrumentalist, Clown, Parodist und Edith Leerkes als ihn begleitende virtuose Gitarristin, manchmal auch als Sängerin. Sie beschenkten das Publi-kum mit alten und neuen Liedern im typischen Van-Veen-Sound. In ihnen fächert er in gekonnt verknappter, mal ironischer, mal balladenhaft gesellschaftskritischer Weise das Alltägliche zu einem ganzen Lebenskosmos auf. Mit seinen nunmehr 64 Jahren lässt er dabei die Beschwerden des Alters nicht aus. Er er-innert sich aber genauso an ungestüme Jugendjahre, "als Afghanistan noch Vietnam hieß", als er die Höhen der klassischen Musik erklimmen wollte und, von den Kritikern zerrissen, sich in eine ganz andere Richtung entwickelte. Damit ist er der Poet unter den Liedermachern, der Clown, der es Tennisbälle regnen lässt, der Kabarettist, der einen irrwitzigen Männerstrip hinlegt und der mit seinen Witzen auch mal unter die Gürtellinie gerät, ohne peinlich zu wirken. Und er ist ein Sänger der Liebe, so umfassend und wortspielerisch, wie ihn kaum einer nachzumachen versteht.
Kein Wunder, dass sich eine letzte, vor der Bühne versammelte Menschentraube am Sonnabendabend an der Orangerie nicht von ihm trennen mochte. Er aber bittet schließlich, sich zu einem Lachsbrötchen und einer Tasse Kaffee zurückziehen zu dürfen.



Von Rotraud Wieland