bik schreef 9 juli 2000 in Nordsee Zeitung
Zauberei
Hermann van Veen im Bremerhavener Theater im Fischereihafen
Bremerhaven.
"Das Leben ist ein Wunder", findet Hermann van Veen. Und so
heißt auch das jüngst veröffentlichte Buch des holländischen
Liedermachers, das er am Donnerstagabend im ausverkauften Theater im
Fischereihafen (TiF) vorstellte. Eine wunderbare Reise von der Geburt
bis zum Tod, mal traurig, mal komisch.
Von den ersten Erinnerungen des ungeborenen Hermann im Leib seiner
Mutter 1945 in Holland erzählt van Veen mit einem witzig-nachdenklichen
Ton, und von dem ersten Mal, als der Achtjährige mit seinem Vater ins
Badehaus darf und entdeckt, dass auch im Schlüpfer des Papas eine
"Bremsspur" ist.
Texte und Lieder im Programm
Die Texte wechseln sich ab mit Liedern, die sein Pianist Erik van der
Wurff gefühlvoll begleitet. Zum Beispiel das Lied über das Wunder des
Busens, bei dem man nie weiß, wie er sich später einmal entwickelt, oder
ein trauriges Lied an seine verstorbene Mutter.
Auch Liebeslieder fehlen nicht, Lieder über die Wärme, die sich Liebende
geben, und von der Klugheit, die zu spät kommt, wenn die Liebe vorbei
ist.
Ulknudel und politischer Mensch
Im nächsten Moment ist er der traurige Clown, der aus einem ramponierten
Zylinder einen Plüschhasen holt. Dann wieder die Ulknudel, die
Ärztewitze erzählt oder eine Oper über eine erstochene Sopranistin zu
einer One-man-show macht.
Aber van Veen ist nicht nur ein Spaßmacher, sondern auch ein politischer
Mensch. So singt er über "Fatima Morgana", die verschleierte Perserin,
die sich im Westen fremd fühlt. Oder erzählt die Geschichte eines
Konzertes in Deutschland, das wegen einer Bombendrohung verschoben
wurde. "Ich habe einigen Menschen mit meinen verrückten Ideen nicht
gefallen."
Fast klamottenhaft
Aber gerade wenn es bitter wird, schwenkt van Veen um ins Komische, fast
Klamottenhafte. Das Publikum scheint erleichtert, wieder lachen zu
können, fordert noch Zugaben, während das Licht im Saal bereits
angegangen ist. Zwei Stunden zwischen Lachen, Träumen und
Nachdenklichkeit, zurück bleibt ein verzaubertes Gefühl. Und viele haben
verstanden: Ja, das Leben ist tatsächlich ein Wunder. (bik)