SABINE RING schreef 9 april 2001 in de Rheinische Post

Tosender Beifall für Herman van Veen
Der Clown mag nur noch neue Lieder singen



Herman van Veen (RP). Zwei Minuten stand Herman van Veen regungslos hinter dem Mikrofon und lauschte dem tosenden Applaus in der Mercator-Halle. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht einen Laut von sich gegeben. Aber bereits jetzt dürfte dem niederländischen Entertainer wohl schon klar gewesen sein: Die Duisburger werden ihn nicht nach ein oder zwei Zugaben von der Bühne lassen.

Ungewohnt präsentierte sich der 56-Jährige am Sonntag seinen Fans. Nur zwei alte Lieder fanden Platz in seinem Programm "Was ich dir singen wollte", und er teilte sich die Bühne mit vier Frauen. Jede von ihnen ist schon einen Konzertbesuch wert. Bekam zu Beginn des Abends noch Erik van der Wurff, seit fast 40 Jahren van Veens Begleiter am Klavier, den meisten Beifall, so zogen Edith Leerkes (Gitarre), Jannemien Cnossen (Geige und Gesang), Maria-Paula Majoor (Geige) und Wieke Garcia (Percussion) immer mehr Sympathien auf ihre Seite.

Die offensichtlichen Veränderungen im Auftritt des Entertainers haben ihren Hintergrund. Persönliche Erfahrungen hätten es für ihn notwendig gemacht, sich neu zu positionieren, sagte der Mann, der von sich behauptet, auf der Bühne nie zu spielen, sondern immer Persönliches zu leben, in einem RP-Interview: "Meine Eltern sind beide im letzten Jahr gestorben. Ich bin 56 und gerade Opa geworden." Deshalb mag er auch die alten Lieder zurzeit nicht mehr singen.

Doch so ganz bierernst nimmt er sein fortschreitendes Alter dann doch nicht. Der Clown, der sein Publikum auch lauthals lachen lassen kann, ist noch allgegenwärtig. Als er mehrfach ansetzt, ein sentimentales Gedicht zu rezitieren ("An der Brücke über dem Wasser sang ein Mann ein Liebeslied") rissen seine Musiker das Geschehen auf der Bühne mit einem ausgelassenen Lied an sich. Van Veen schaut sich die Szenerie an, versucht, hinter der Bühne Hilfe zu holen. Vergeblich. Schließlich bringt er die Musiker mit einer lauten Glocke zum Schweigen.

Doch man merkt, dass Herman van Veen nicht im Mittelpunkt stehen muss. Er lässt allen auf der Bühne den Freiraum, ihr Talent zu entfalten. Denn am Ende ist ja doch wieder klar, dass er es ist, von dem seine Fans nicht genug bekommen können. Ausdauernd fordert das Publikum eine Zugabe nach der anderen - und bekommt 45 zusätzliche Minuten van Veen zu sehen und zu hören.



Von SABINE RING