NWZ Online

KONZERT HERMANN VAN VEEN BEGEISTERT IN OLDENBURGER WESER-EMS HALLE MIT WITZ UND MUSIK

Beste Therapie gegen herbstliche Melancholie

02 nov 2009

OLDENBURG Erst einmal den Partner küssen, dann gemeinsam ein bisschen schunkeln: Jetzt ist für Hermann van Veen auch das Publikum bereit, sich mit ihm „Im Augenblick“ zu verlieren.


Warm ums Herz


So beginnt das Konzert in der Oldenburger Weser-Ems-Halle mit Leichtigkeit. Ein Teil der Zuschauer reibt sich die Hände, andere schnipsen, wieder andere klopfen die Hände gegen ihre Beine – im Publikum entsteht das Geräusch von Regen. Denn wir befinden uns in Amsterdam, wo die „Tauben rembrandt-weiß scheißen“ „besoffene Frauen“ von „einem Tandem zweimal überfahren“ werden und es sehr viel regnet. Da gibt es einiges zu tun für die Zuschauer.

Doch geht die Reise auch in andere Welten: Im Nu fuchtelt der 64-Jährige wie ein Fechter mit seinem Geigenbogen auf der Bühne herum. Die Musiker Erik van der Wurff, Jannemien Cnossen, Dorit Oitzinger und Edith Leerkes gehen vorsichtshalber ein paar Schritte beiseite. Passend zum nasskalten Herbstwetter spielt das Ensemble Lieder, bei denen einem warm ums Herz wird. So auch das Stück „Bei mir“, geschrieben von Hermann van Veens jüngster Tochter Anne, die als großes Talent der niederländischen Musikszene gilt.


Alte Ente hervorgeholt


Mit den Zeilen „sing’ mit mir, tanz’ mit mir, schmus’ mit mir“ berührt dieses wunderschöne Liebeslied so manches Gemüt und lässt in der Halle eine romantische Atmosphäre entstehen.

Mit seinem Witz strapaziert van Veen die Lachmuskeln seiner Zuschauer: Er erzählt die abenteuerlichsten Geschichten seiner Enkelkinder, liest persönliche Briefe seines alten Schulfreundes vor und versucht sich auch noch ein bisschen im Ballett. Außerdem deckt er die Lüge seiner Eltern auf, dass man sich etwas wünsche könne, wenn man eine Sternschnuppe am Himmel entdecke. Van Veen wünschte sich nur, dass er seine Haare nicht verliert – und trägt heute nur noch ein schmales Kränzchen auf dem Haupt.

Der sympathische Niederländer spielt gekonnt auf der Klaviatur der Gefühle, beschäftigt sich mit ernsten Themen wie Scheidung und Migration und verzaubert mit schönen Dingen wie Liebe und Freundschaft, holt seine alte Ente Alfred Jodocus Kwak wieder heraus und verwandelt sich kurzerhand in einen Zauberer, der Tischtennisbälle regnen lässt.

Die liebevolle und lebendige Performance Hermann van Veens macht einfach nur glücklich – die beste Therapie gegen herbstliche Melancholie.