Marita Jüngst schrieb am 08.10.2005 in der Rheinischen Post - Duisburg



"Hut ab" vor Herman van Veen



Ein Teil des Publikums ist mit ihm gealtert. Doch Herman van Veen, in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden und seit 40 Jahren auf der Bühne, weiß auch die Jüngeren zu begeistern, so wie Donnerstag- und Freitagabend im fast ausverkauften Theater am Marientor. Der Sänger, Geiger und Clown hat trotz weißer werdender Haare nichts von seinein jungenhaften Charme verloren, der vor allem dann zum Vorschein kommt, wenn er sich ganz der Blödelei hingibt, sich wie ein Rockmusiker wild mit der Gitarre auf dem Boden wälzt oder als wirrer Pianist von Welt plötzlich neben die Tasten greift.

Es war ein rundum gelungener Abend, hervorragende Musik, nachdenkliche Texte und herrlicher Spe kurzweilig dazu, so dass die knapp zwei Stunden des regulären Programms vorbeigingen wie im Flug.

"Hut ab", heißt das neuen Programm, mit dem der Niederländer derzeit auf Tournee ist. Wieder mit dabei sein langjähriger Weggefährte Erik van der Wurff, mit dem van Veen seit 43 Jahren zusammenarbeitet. "Damals gehörte Duisburg noch zu den Niederlanden", brachte van Veen ein Lokalkolorit auf die Bühne. Gemeinsam haben van der Wurff und van Veen das neue Programm mit neuen aber auch alten Liedern zusammengestellt.


Im Gepäck hat van Veen nicht nur entsprechend des Programm-Titels jede Menge Hüte, sondern auch einen Koffer voller Ping-Pong-Bälle, die er im Laufe des Abends auf die Bühne schüttet. Wer dann die entsprechende Zugabe abwartet, der wird später noch in den Genuss eines Ball-Regens von der Bühnendecke kommen. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass die Musiker auf der Bühne bei all den vielen Bällen den Abend heil überstehen. Denn Bewegung ist fast immer und Abwechslung auch. Wieke Garcia, die Herman van Veen auch schon einige Jahre begleitet, erweist sich als wahres Multitalent an den Instrumenten. Sie spielt nicht nur Harfe und Geige, sondern auch Tamburin, Trommel und Dudelsack.
Das Programm ist wie das Leben, mal nachdenklich, traurig, dann wieder heiter und lebendig. Zwischendurch gibt's immer mal wieder einen Kanibalenwitz, dann zeigt der Niederländer, wie sexy doch sein Oberkörper immer noch ist und outet sich schließlich als Fußballfan.

Die Fans im TaM waren begeistert, forderten Zugabe um Zugabe. Wer van Veen kennt, der weiß, das er sich nicht vergeblich bitten lässt. Am Ende stand fest: Trotz seiner 60 Jahre wirkt der Sänger und Clown kein bisschen müde. Und seine Träume hat er sich auch bewahrt. Da kann man nur sagen: "Hut ab!"