Hubertus Hartman schrieb am 08. Oktober 2002 in der Zeitung Westfälisches Volksblatt

Humoristischer Magier der leisen Töne



Herman van Veen zog in der Paderhalle wieder alle Register seines vielseitigen Könnens

PADERBORN (WV).
Bei einem Auftritt vor fünf Jahren zeigte er dem verblüfften Paderborner Publikum zum Abschied sein nacktes Hinterteil. Dies Mal gab Herman van Veen sich keine Blöße und höchst sittsam; en entblößte nur einmal seine Brust. Der Holländer ist älter und ruhiger geworden, doch noch immer zieht der 57-Jährige das Publikum in seien Bann. "Was ich dir singen wollte" - ist sowohl der Titel seiner 50. deutschsprachigen CD als auch seiner aktuellen Tournee, die ihn durch Europa und Südafrika führt.

Seit mehr als 30 Jahren ist der Liedermacher, Musiker, Komödiant, Kinderbuchautor und Weltverbesserer im Geschäft. Während seiner zweieinhalbstündiger Show in der Paderhalle zeigte der Mann aus Utrecht einmal mehr sämtliche Facetten seines vielseitigen Talent.

Witz und Tiefgang

Ein virtuoses "Violinenduell" mit seiner jungen Geigerin Jannemien Cnossen /die auch mit Gesangseinlagen überzeugte) zum Auftakt, tiefsinnige Balladen in der Zugabe, dazwischen Chanson, Parodien Gedichte, Slapstick-Einlagen, Tanz und Witz - Herman van Veen versetzt seine Fans stets in ein Wechselbad von Clownerie und Melancholie, einen ständigen Wechsel zwischen Ausgelassenheit und Nachdenklichkeit.
Unnachahmlich versteht es der Utrechter mit dem schütteren Haar, feinsinnig Ironie hinter der Sprache zu verstecken, wenn er im "Kyrie Eleison" seine Botschaft von der Gleichheit aller Menschen, seine Appelle gegen Krieg aussendet: "Ohne Frieden kann keiner leben - ob reicher Knacker oder armes Aas".
Geschichten aus seiner Kindheit bringen den Menschen zum Lachen. Breite Zustimmung ("Genau so isses") erfährt Herman wenn er das affektierte Gehabe von Tenören und Sopranistinnen durch den Kakao zieht: " Wie prächtig könnte die Oper sein, wenn es keine Sänger gäbe". dann macht er wieder den "Tänzer" und watschelt wie der von ihm geschaffene Enterich Alfred J. Kwak über die Bühne. Seinen größten Lacherfolg erntet der Entertainer, als er verkündet, im Jahr 2006 werde Holland (und das auch noch in Deutschland) Fußballweltmeister.
Der alte Chansonnier hat seine Magie noch nicht verloren selbst wenn er inzwischen viele Texte vom Blatt abliest.