ffi schrieb am 08.02.02 in der Braunschweiger Zeitung

Aufgerüttelt und dabei den Schalk im Nacken



Der Niederländer Herman van Veen gastierte gestern vor knapp 1000 Zuhörern im Congress Park und begeisterte.

Herman van Veen begeisterte knapp 1000 Fans Er ist ein Clown, ein Lebensphilosoph und vor allem ein großer Musiker: Der niederländische Künstler Herman van Veen begeisterte am Donnerstagabend knapp 1000 zumeist eingefleischte Fans im großen Saal des Wolfsburger Congress Parks. Der Applaus war ihm schon sicher, als der 56?Jährige nur die Bühne betrat, da hatte er noch kein Wort gesungen. Unglaublich vielseitig sind van Veens Kompositionstalent und seine sängerische Gestaltungsfähigkeit. Bis jetzt hat der studierte Musikpädagoge 115 CDs in fünf Sprachen aufgenommen. Er beherrscht die leisen Chansontöne ebenso wie die Opernparodie und die Ballade. Wo andere sich laut ereifern, sing van Veen mit leiser, sanfter, manchmal auch wehmütiger Stimme. Seine Lieder sind nicht immer leichte Kost: Teils sind sie unbequem, kritisch, manchmal auch bissig. Er erzählt Geschichten und bläst keine Phantasiegebilde auf, singt über alltägliche Begegnungen mit Worten, die das Alltägliche in neue Gestalt kleiden. Er entstaubt, rüttelt auch mal auf, zieht Zwischenbilanz und hat dabei immer den Schalk im Nacken so auch gestern Abend, als er zum Beispiel einen kleinen Fechtkampf mit Geigenstöcken auf der Bühne austrug. Und immer wieder schlug van Veen das große goldene Buch auf und erzählte Geschichten wie die von Onkel Frans und dem Rabbi Funckelstein, die das Publikum schmunzeln ließen aber auch zum Nachdenken anregten. Natürlich sang das niederländische Musiktalent auch seine bekannten Klassiker wie etwa "Mein kleiner Schatz", eine Hymne auf seine 33?jährige Tochter, "Anders, anders" oder Für Marie?Louise". Am Piano saß wie eh und je der Altmeister Erik van der Wurff, dessen Klavierspiel man anmerkte, dass er Chopin und Debussy ebenso beherrscht wie Jazz und Pop. Ansonsten war Herman van Veen nur von jungen Damen umgeben, die ihn auch ordentlich narrten. "Opas werden Schmetterlinge", flüsterte dem poetischen Musik?Clown die Saxophonistin ins Ohr.

Ob es stimmt, mag dahin gestellt sein. So schön wie ein Schmetterling waren van Veens Lieder allemal und sein Konzert hinterließ in den Herzen der Besucher die Erinnerung an einen lauen Frühlingstag. Kein Zweifel.

ffi