Daniel Honsack schrieb am 07.11.2005 in der Allgemeinen Zeitung - Mainz




Ganz ohne subtilen Wortzauber


Liedermacher Herman van Veen stellt sein neues Programm "Hut ab" in der Phönixhalle vor


Wenn Herman van Veen kommt, weiß man manchmal nicht so genau, was man machen soll. Lachen? Sorgenvoll dreinblicken? Mitgrooven? Abschalten? Der Mann, der mit einer singenden Ente so richtig berühmt wurde, stand nun in der Phönixhalle und wollte von allem ein wenig sein und wirkte dabei seltsam unnahbar.

"Hut ab" heißt sein aktuelles Programm, mit dem er auch seine neue CD vorstellt. Da drauf stellt sich der 60-jährige Liedermacher wieder von seiner politischen Seite dar. Damit hat er im Grunde genommen nie aufgehört, aber hier wird es teilweise auf eine bedrückend unmittelbare Weise konkret. Van Veen gehört nicht zu den subtilen Wortzauberern, die versuchen, mit intellektuellen Sticheleien ihr Publikum zu fordern. Er sagt es direkt. Er will keinen Krieg und wenn alle miteinander reden würden, dann wäre Frieden auf Erden. Irgendwie so. Und klar klappt das auch an so einem Abend, an dem sich alle einig sind. Auf und vor der Bühne. Da können "Papierboote aus Sehnsucht" die Grachten entlang treiben, da kann ein Liedermacher um das "Erbarme Dich" für "all das Böse zwischendrin" bitten.

Herman van Veen ist irgendwie übrig geblieben von all denen, von denen es immer zu wenig gab. Von denen, die nie daraus einen Hehl gemacht haben, dass sie ihre Kunst für etwas Politisches einsetzen wollen. Heute wirkt das anachronistisch. Doch dafür ist ihm sein Publikum dankbar, das bei den "Erwachsenen-Konzerten" zum größten Teil das gleiche ist wie jedes Mal.

Es ist beruhigend, sich so ein Konzert anzuhören, da es hier um klare Werte geht. Man kann also abschalten. Mitgrooven geht auch, denn Herman van Veen ist ein großartiger Musiker, der sich mit Ebenbürtigen umgibt. Der Dauerbegleiter am Klavier Erik van der Wurff ist ein unübertroffener Virtuose, Edith Leerkes überzeugt immer wieder mit ihren klassischen Einschüben, treibt ansonsten mit viel Rhythmusgefühl die Szenerie voran. Dann sind da noch die feenhaft geigende Sängerin Jann und die energiereiche Multi-Instrumentalistin Wiebke Garcia. Gemeinsam erweisen sich die drei Frauen zwischendrin auch als stimmungsvolles Vokalensemble.

Insgesamt könnte das ganze als gut gemeinte Schulstunde mit ein paar humoristischen Anklängen durchgehen - wenn sich Herman van Veen nicht plötzlich in einen Clown verwandeln, schale Johnny-Walker-Witze aufsagen und sich ein paar Hüte übereinander aufsetzen würde. Und da lässt es sich dann auch schön hemmungslos lachen. Ohne wie vorher befürchten zu müssen, es könnte im Hals stecken bleiben.