JOHANN VOLLMER schreef 11 september 2007 in Neue Westfälische


Herman und Hermann auf Tuchfühlung

Der Liedermacher Herman van Veen nähert sich mit"Op een dag im September" dem Cheruskerfürsten

Detmold.
Wohin er schaut, ist sicher: Mit erhobenem Schwert blickt er Richtung Westen. Dort, besser gesagt im westlichen Ausland, ist man sich nur nicht immer ganz sicher, wie Hermann der Cheruskerfürst schaut: drohend oder einladend, streitsüchtig oder friedfertig. Wenn es nach dem niederländische Liedermacher und Unicef-Botschafter Herman van Veen geht, sollte das Hermanns-denkmal in Zukunft nur noch als eines gesehen werden: als Friedenssymbol. Dazu will der holländische Künstler mit einem eigenen Stück beitragen.

2009, wenn sich die Varus-schlacht zum 2.000. Mal jährt, soll das Musiktheater mit dem Titel "Op een dag in September" , ußen des Denkmals uraufgeführt werden. In Kooperation mit dem Hermann-Büro der Stadt Detmold werden die zehn Aufführungen Teil des Regionalprogramms "Hermann 2009" sein. Anschließend, so der Plan, könnten Herman (van Veen) und Hermann (der Cherusker) auf Tour durch Europa gehen. "Das Hermannsdenkmal ist viel mehr als eine Statue. Die Frage ist, woran sie uns mit all ihren po-sitiven und negativen Aspekten erinnert", sagt van Veen, der sich tief in den Mythos seines Namensvetters eingearbeitet hat. Einfach alles, was es darüber gebe, habe er als Vorbereitung gelesen.
Ein Schlacht-Epos wird van Veens Adaption des Stoffs sicher nicht werden. "Man kann die Dinge auch in ein anderes Licht stellen. Mich interessiert besonders der Friedensaspekt", sagt der überzeugte Europäer.

Das wolle er in seinem Stück thematisieren. Viel mehr Einblicke gestattet van Veen aber noch nicht. Das Stück sei fast fertig, nur die Lieder müsse er noch schreiben. Euphorisch ist der Holländer trotzdem. "Die dramaturgische Lösung, die ich gefunden habe, ist echt fantastisch."

Eines ist klar: Als Historiker will van Veen bewusst nicht auf-treten. Die wird es im Jubiläums-jahr ohnehin genug geben. Durch die künstlerische Aneignung der Geschichte ergebe sich eine eigene, neue Wahrheit. "Mit einem Mythos, einer Erzählung oder einem Märchen kann man die Dinge anders erklären, als in einem Geschichtsbuch", versicherter.
Dass Herman van Veen historische Stoffe besonders auch für ein junges Publikum anschaulich machen kann, hat er bereits mit seiner Zeichentrickfigur Alfred Jodocus Kwak bewiesen. Die vielfach ausgezeichneten Kinderserie setzt sich mit dem schwierigen Thema des Natio-nalsozialismus auseinander, ohne dieses massiv in den Vor-dergrund zu stellen.
"Wir drücken auf Akupunkturpunkte der deutschen Geschichte", beschreibt van Veen das Konzept seines Teams. "Das löst etwas aus, glaub mir!"

Vor zu viel Schwerem in "Op een dag im September" sollten sich die Zuschauer aber nicht fürchten. "Das Stückwird Unter-, haltung. Wir sind Clowns, wir sind Musiker", sagt van Veen. Das Team wird sich schon bald vergrößern. In einem öffentlichen Casting sollen Tänzer, Musiker und Schauspieler aus der Region für das Projekt ausgesucht werden.