Hartmut Sassenhausen schreef 7 mei 2005 in de Wuppertaler Zeitung




Tausendsassa und kein bisschen leise



Herman van Veen beeindruckte in der Stadthalle mit einer Mischung aus Komik, Klamauk und Kritik an den Missständen in der Welt.


Wuppertal.
Herman van Veen ist seit mehr als drei Jahrzehnten Liedermacher, Teufelsgeiger, Harlekin, Spaßmacher, Hans Dampf in allen Gassen. Er ist einfach Kult. Kürzlich musste er seinem Alter die Zahl Sechs voranstellen und leistet sich deswegen eine Mammuttournee mit dem Titel "Hut ab!", die bis Ende Mai nächsten Jahres reicht. Für den Auftakt hatte er sich keine geringere Stadt als Wuppertal ausgesucht.

Im ausverkauften Großen Saal der Stadthalle macht er mit seiner Band ein und deutlich, dass er keinen Deut leiser geworden ist. Der niederländische Tausendsassa nimmt nach wie vor kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Menschenrechte, Terror und Krieg geht.
So singt er über die Geburt eines Kindes: Hier wiegt es der Vater anschließend sanft in seinen Armen. Und bevor er es merkt, ist das Kind schon groß. In Afrika mache es der Vater genauso, nur mit dem Unterschied, dass dort das Kind schon tot ist, bevor er es merkt. Knallhart prangert er die Missstände in der Welt an, verteufelt den Irak-Krieg, geht mit dem neuen Papst kurz ins Gericht und fragt zwischendurch: "Wisst ihr einen, der noch ein gutes Vorbild ist?"
Herman van Veen schreibt die Liebe groß, liebt Kinder sehr, hat ein großes Herz. Manche Lieder und Texte gehen unter die Haut, wenn er unter anderem singt: "Du kannst es nicht ermessen, wozu ich bereit wär, um zu sehen, wie du lachst, hast keinen Schimmer, dass für mich kein Weg zu weit wär, um zu sehen, was du machst."

An anderer Stelle gibt er sich ganz ausgelassen. Mal legt er zu fetziger Musik eine heiße Sohle aufs Parkett, mal kokettiert er mit seiner Sexualität, mimt einen Zauberkünstler oder einen aufgeblasen, eitlen Pianisten. Hut ab vor dem Mann, der Komik, Klamauk, aber auch Ernstes wie kein Zweiter mit seiner packenden Show so stilvoll miteinander verbindet.

Tatkräftig wird er dabei von seiner perfekt auftrumpfenden Band begleitet. Pianist Erik van der Wurff, Gitarristin Edith Leerkes, Geigerin Jannemien Cnossen und Perkussionistin Wieke Garcia sind Musikanten, wie sie im Buche stehen. Sie kennen sich in allen Musikstilen bestens aus und sorgen für hochkarätige musikalische Unterhaltung.

Van Veen weiß, was er seiner großen Fangemeinde schuldig ist: Als nach nicht ganz drei Stunden offiziell Schluss war, gab es zur Begeisterung aller Zugaben mit alten Songs, die fast noch einmal die Länge einer normalen Programmhälfte in Anspruch nahmen.