Andreas Kurtz schreef 6 december 2003 in de Berliner Zeitung

Einer fühlt sich ertappt

Im Theater am Kurfürstendamm ist noch bis Ende Dezember "Lachen verboten", aber niemand hält sich daran. In seiner neuen Show unter diesem Titel erzählt Sänger Herman van Veen eine Geschichte, in der Erpel Alfred Jodocus Kwak die Hauptrolle spielt. Aber auch unten im Premierenpublikum am Donnerstagabend saßen einige, die im richtigen Leben Hauptrollen spielen und spielten. So wählte der ehemalige Fernsehmoderator Michel Friedman die Premiere für seinen ersten gesellschaftlichen Auftritt in Berlin nach der Affäre um Rauschgift und Prostituierte. Er erschien in Begleitung von Regisseur Wolf Gremm, der zusammen mit seiner Frau, der Filmproduzentin Regina Ziegler, auch schon einen privaten "Welcome back"-Abend für Friedman ausgerichtet hatte. Mit van Veen verbindet Friedman zweierlei: "Ich liebe seine poetische Kunst seit 25 Jahren. Außerdem ist er Autor bei uns im Aufbau-Verlag." Den Posten als Herausgeber für politische Bücher bekam Friedman in einem demonstrativen Akt angeboten, als ihm gerade seine Fernsehsendungen abhanden gekommen waren.
Ein alter Fuchs wie "Classic Open Air"-Veranstalter Gerhard Kämpfe erkannte im Kudammtheater sofort, was die Stunde geschlagen hatte. Rasch bugsierte er den Klezmer-Musiker Giora Feidman direkt neben Friedman. Auf die Frage, ob er das tue, weil Feidman so auf vielen Friedman-Fotos erscheint, womit auf sein Konzert am Sonnabend im Berliner Dom hingewiesen sei, sagte Kämpfe: "Ich fühle mich ertappt!"
Ein Phänomen war nach der Vorstellung zu besichtigen. Da verwandelten sich Künstler in Autogrammjäger. Unvergesslich: Das glückliche Gesicht von Schauspielerin Rebecca Immanuel ("Edel & Starck"), nachdem van Veen ihr seine Autobiografie signiert hatte. Für den Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Dieter Schweitzer, der sich auf Sänger und Schauspieler spezialisiert hat (darunter Michael Douglas und Herbert Grönemeyer), wurde es direkt nach der Vorstellung dienstlich. Nicht, dass van Veen gekrächzt hätte - allerdings war man der Meinung, dass Vorsorge getroffen werden sollte, damit er sein Gastspiel bis Jahresende durchsteht. Also notierte sich der Doktor: "Grippeschutzimpfung v. V."
BERLINER ZEITUNG/CHRISTIAN SCHULZ Zeigt seinem Publikum, was eine Harke ist: Herman van Veen.