H. Linkenheil schrieb am 06.10.2001 im Badischen Tageblatt



Publikum mit Melancholie und Ironie gebannt

Niederländischer Allround-Künstler Herman van Veen präsentierte in Badner Halle einen bunten Strauß seines Schaffens


Rastatt
Mit stehenden Ovationen feierte am Donnerstagabend das Publikum in der Rastatter Badner Halle Herman van Veen. Der niederländische Sänger und Geiger hatte gemeinsam mit seinen Musikerkollegen einen bunten Strauß aus seinem musikalischen und literarischen Schaffen geboten.

Lieder, Gedichte und kleine Geschichten wechselten sich mit tänzerischen Einlagen und Clownerien ab. Die Lachmuskeln der Zuschauer wurden denn auch vor allem in der zweiten Hälfte des Programms stark beansprucht. Van Veen lief zur Hochform auf, als er mit offensichtlichem Ungeschick vorgab, zirkusreife Jonglierkünste und Zaubertricks zum Besten gab. Das Publikum gab seinem Schrecken lauthals Ausdruck, als der Niederländer gleich zwei Wasserflaschen über den Köpfen der Zuschauer in den vorderen Reihen entleerte. Ein Feuerwehrschlauch, den van Veen anschließend aus der Kulisse zauberte, war - Gott sei Dank - nicht funktionstüchtig.

Das Programm beinhaltete aber auch leise Töne. So waren die Lieder van Veens meist von stiller Melancholie getragen. Vor allem die Songs „Was ich dir singen wollte" und „Flussviertel" beeindruckten die Konzertbesucher. Der Saal war mucksmäuschenstill.

Van Veens Geschichten, die er zwischen den Liedern und Musikstücken erzählte, handelten von Traum und Wirklichkeit, Glück und Leid, Leben und Tod, Liebe und Hass. Der 56-Jährige rief ein Wechselbad der Gefühle hervor, indem er den Saal zunächst durch Inhalt und Vortrag seiner Erzählungen in melancholische Stimmung versetzte, um dann durch witzige Pointen unmittelbar einen ironischen Kontrast zu setzen.

Van Veen begeisterte sein Publikum auch durch seine schauspielerische Leistung und seine pantomimischen Einlagen, als er zum Beispiel eine Opernaufführung parodierte. In seiner Persiflage sang van Veen alle Stimmlagen vom Bariton bis zum Sopran und sogar den Chor selbst. Mit Absicht völlig überzogen demonstrierte er das 18-minütigee Sterben einer erdolchten Operndiva.

Eng in die Performance des Allround-Künstlers eingebunden waren auch die Musiker aus van Veens Gruppe. Am Flügel begleitete Erik van der Wurff, der bereits seit 1963 mit van Veen zusammenarbeitet, die Lieder und Tanzeinlagen. Edith Leerkes bot spanisch inspirierte Gitarrensoli. An der Violine beeindruckte die junge Holländerin „Jann". Auf die erotischeren Instrumente wie den galizischen Dudelsack und die mittelalterliche Drehleier war die aus Spanien stammende Wieke Garcia spezialisiert. Am Kontrabass sorgte Thomas Dirks für die musikalischen Fundamente.

Van Veen hat sich auch als Autor von Kinderbüchern einen Namen gemacht. Er lieferte das Drehbuch für die Zeichentrickserie „Alfred Jodocus Kwak".

Der Abend in der Badner Halle endete mit donnerndem Applaus. Zahlreiche Zugaben waren nötig. Auch der letzte Besucher hatte sich von seinem Sitzplatz erhoben, als van Veen die Bühne verließ, um die letzte Zugabe aus dem Zuschauerraum zu geben.





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