tom schrieb am 06.02.02 in der Zeitung Neue Westfälische

Heute zu Gast in unserer Stadt: Herman van Veen



Mit sensiblen Liedern wie "Ich hab' ein zärtliches Gefühl" oder "Kleiner Fratz" wurde er in den 70er Jahren in Deutschland populär. Eine Herman-van-Veen-Platte durfte damals in keinen sortierten Plattenregal fehlen ? für den Fall, dass es mal etwas schmusiger, träumerischer klingen, aber nicht schon wieder Leonard Cohen sein sollte.

Dann wurde es irgendwann ziemlich still um den "charmanten Clown und singenden Mimen, den tanzenden Harlekin und Musikanten", wie ihn der große Chansonnier Georges Moustaki einmal beschrieb. Nun ist Herman van Veen, in zwischen 56 Jahre alt, wieder unterwegs, stellt seine neues Programm "Was ich dir singen wollte" vor, wie damals eine Mischung aus Liedern, Sketchen, Improvisationstheater, Pantomime. (20 Uhr, Stadthalle Gütersloh)

"Ich hab' ein zahlreiches Gefühl für den, der sich zu träumen traut, der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft, doch lachen kann, wenn auch zu laut" ? diese Zeilen aus seinem bis heute bekannten Frühwerk würde der singende Holländer mit der Riesenseele und dem Riesenherzen noch immer unterschreiben.

"Natürlich", antwortete er unlängst auf die Interview-Frage, ob er angesichts der Lage der Welt noch immer ein "zärtliches Gefühl" habe. "Der Mensch hat wenig gelernt aus der Geschichte, und selbstverständlich muss man sich ethisch ein paar Fragen stellen ? aber all das hat auf mein privates Gefühl Kinder, Eltern oder der Musik gegenüber keinen Einfluss genommen. Das ist dasselbe." Auch wenn er heute aus einer anderen Erfahrung heraus singe, habe sich die Welt in seinen Augen nicht grundlegend verändert und sein Umgang mit ihr auch nicht. Traum und Wirklichkeit, Glück und Leid, Leben und Tod, Liebe und Hass, die ewig aktuellen Themen nehmen nach wie vor in seiner melancholisch?heiteren Liederwelt ihre angestammten Plätze ein. Und Herman van Veen stellt rückblickend mit gewisser Zufriedenheit fest, "dass das, was man damals gewählt hat, heute noch stimmt".

Neben der Musik und den Texten für seine Lieder komponiert er Filmen- und Ballettmusik, schreibt Kinderbücher und Drehbücher (zum Beispiel für Fernsehserien wie die 52teilige Zeichentrickfilmreihe über die Ente Alfred Jodocus Kwak), arbeitet als Auto, Regisseur, Schauspieler fürs Theater. 1993 wurde er von der niederländischen Königin zum Ritter des Ordens von Oranje Nassau ernannt. 1999 erhielt er das Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland - für seine besonderen Beiträge zu den deutsch-niederländischen Beziehungen. Seit 1997 gibt es die Herman van Veen Stiftung, deren Ziel es ist, "Kindern auf der ganzen Welt bei ihrer Entwicklung zu begleiten, damit sie ihre kreativen Talente und Gaben in all ihren Aspekten entwickeln und verbreiten können".

Zum Stichwort "Kapital" notierte in einem Fragebogen nur diesen einen Satz: "Das Vermögen, das ich besitze, ist die Erinnerung an meine Eltern." Herman van Veen ist ein Glückskind.