Wolfgang Wotke schrieb am 08.02.02 im Westfalen Blatt

Herman van Veen: Clown, Philosoph und Musiker

Szenenapplaus für den Holländer in der Stadthalle



Gütersloh (WB).
"Was ich Dir singen wollte" heißt das aktuelle Programm von Herman van Veen. Und das sind Lieder vom Leben, Songs von der Geborgenheit und Liebe, von Schmerz oder Melancholie. Der 56?jährige Niederländer mit dem unnachahmlichen Charisma und dem unvergleichlichen, augenzwinkernden Witz konnte am Mittwochabend in der Stadthalle Gütersloh mehr als nur überzeugen. Das Publikum, in Scharen angereist, spendete minutenlangen Applaus.


Die vollbesetzten Ränge bebten, als sich der begabte Unterhaltungskünstler sogar im afrikanischen Stammestanz übte ("Humba, humba ... ") oder mit seiner Musikerin Edith Leerkes ein wahres Trommelduell lieferte. Mit minutenlangen monotonen Gesängen nahm er Opernarien aufs Korn, robbte und wälzte sich dabei gekonnt und völlig aufgelöst auf der Bühne herum. Herman van Veen ("Ich bin gerade Opa geworden") ist vielseitig: mal ein träumender und singender Poet, mal ein ernster Dichter und Musiker, mal ein Komödiant, der Ironie und Zynismus gekonnt miteinander verbindet.
Keine Frage, die Mischung ist es, die die besondere Qualität des holländischen Liedermachers widerspiegelt. Dazu noch seine einzigartige Stimme, die wie ein Markenzeichen an ihm haftet und ihm fast Flügel verleiht. Er bringt das Lebensgefühl näher. Eigene, ganz individuelle Gedanken stehen bei ihm im Vordergrund. Aber auch die großen Geister dieser Welt, wie Goethe oder Schiller, Nietzsche und Schopenhauer, fanden in seinem Programm immer wieder ihren Platz.
"Die Wahrheit ist viel besser zu begreifen, wenn sie klingt", singt Herman van Veen in einem seiner Lieder. Andere handeln wiederum vom Tod seiner Eltern oder vom jungen Enkelkind. Und er hat recht, wenn er sagt: "Engel werden alt, mein Freund, unermesslich alt ..." Und so blickt er in die Vergangenheit und in die Zukunft, entpuppt sich oft als Realist. Manchmal sogar als Wahrsager?

Es war keine leichte Unterhaltung oder etwas für Schmusestunden, sondern vielmehr an all diejenigen gerichtet, die wissen, dass auch Unbequemes glücklich machen kann. Es muss nur ausgesprochen und gesungen werden. Und das mit den richtigen Worten. Denn, wie sagte schon einst Kurt Tucholsky? - "Worte sind wie eine Axt." Und Herman van Veen benutzt die Worte und die Musik für seine ganz eigene Botschaft. Es ist eben Herman van Veen. Pur. Ohne "Eis" oder "Schnick?schnack", ohne schnöde Dekoration. So lieben ihn seine Fans.