Andreas Fröning schreef 5 december 1997 in de Neue Ruhr Zeitung
Über die Lieben des Lebens
Herman van Veen begeisterte im Saalbau
„Herman, Herman"-Rufe erklangen am Mittwoch im ausverkauften Saalbau.
Kurz zuvor hatte der niederländische Musiker Herman van Veen von seiner
Befürchtung berichtet, daß man sich im Ruhrgebiet vielleicht nicht mehr
an ihn erinnern könne. Die Zuschauer, meist im mittleren Alter, hatten ihn
noch nicht vergessen. Und hingen an jedem Wort, jeder Note und jeder
kleinen Geste. Der Musiker bedankte sich mit einer rundum gelungenen
Vorstellung, in der er und seine Mitstreiter Nard Reijnders und Erik
van der Wurff - auch Dank der hervorragenden Beleuchtung - es schafften,
eine familiäre, fast intime Atmosphäre aufzubauen.
Unter dem Titel „Nachbarn"
beschäftigte sich der Niederländer mit seinem eigenen „flachen Land",
dem Busen der Frauen (wobei er hochhackig über die Bühne stolzierte) und
der Mentalität des neuerwachten Deutschland (in einem von Heinz-Rudolf Kunze
geschriebenen Lied).
Er erzählte inzwischen barfuß und mit aufgekrempelten
Hosenbeinen von den großen Lieben in seinem Leben und ist wahrscheinlich der
einzige Musiker, dem man verzeihen kann, daß er ein Anti-Rassismus-Lied als
Klatsch-Nummer gestaltet. Die einzelnen Episode reihten sich, bei aller
Vielfalt der Themen, problemlos aneinander und ergaben einen umfassenden
Themenbogen. Die eindringliche Atmosphäre der doch oft ernsten oder zumindest
besinnlichen Lieder brach van Veen immer mal wieder auf und nahm so ein wenig
die Spannung aus der Situation.
Hin und wieder schienen die Besucher derart froh
über die Verschnaufspause zu sein, daß sie selbst über ziemlich abgestandene
Witze lachten: „Mutti, ich bin in Essen und ja, ich habe gegessen." Oder:
„Warum werden Flugzeuge in der Luft gekidnappt ? Da sind sie kleiner". Nach
jeder kleinen Entspannung schaffte der Musiker es aber sofort wieder, die
Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.
Neue Ruhr Zeitung, 5. Dezember 1997
Andreas Fröning
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