Nicole Sielmann schrieb am 5.07.00 in der Neuen Westfälischen Zeitung

"Ich Komme wieder"

Hermann van Veen begeisterte mit "Das Leben ist ein Wunder"



Bad Oeynhausen.
Er gab einen offenherzigen Einblick in sein Leben; er begeisterte mit Situationskomik und bewies einmal mehr trockenen Humor. Der holländische Liedermacher und Autor Herman van Veen riss das Publikum im Theater im Park mit seinem literarischen Programm "Das Leben ist ein Wunder" zu wahren Begeisterungsstürmen hin.

Gefühle eines ungeborenen Kindes zur Zeit des Bombenhagels über Utrecht, Gedanken eines Achtjährigen und die Probleme der ersten Liebe. Hermann van Veen wusste, wovon er sprach und sang. Zusammen mit seinem Pianisten Erik van der Wurff bot er zwei Stunden ein wahrlich wunderbares Programm. "Mama, ich geh nach China". Der junge Herman hatte klare Vorstellungen von seinem Leben. Er wollte in die Ferne. Kein Problem für die Mutter: Hauptsache, Du bist vor dem Essen wieder zu Hause". Doch nicht nur persönliche Bekenntnisse und wahre Begebenheiten hatte der 55?jährige Holländer im Repertoire, sondern auch Jonglage, Zaubertricks und ein virtuoses und schwungvolles Geigenspiel.

Lieder, die das Leben schrieb. "Sprich mit mir", "Amsterdam Süd" oder "Ein zärtliches Gefühl" präsentierte er im deutschholländischen Gemisch. Den Anfang auf Deutsch, mit unverwechselbar holländischem Akzent, und den Schluss im gekonnten Niederländisch. Zu den musikalischen Höhepunkten im TIP gehörte sicherlich auch die Darbietung einer Oper. Die Imitation des Soprans, Tenors und des Baritons lebte von der Situationskomik und endete mit dem Selbstmord des Heldentenores, der sich "von seinem Ego in seinen IQ stürzte".
Aber auch ernste Begebenheiten, wie Bombendrohungen vor Auftritten, fehlten nicht in der Darbietung seines Lebens. Am Ende siegte dann doch die Komik. Die Frage eines Patienten "Herr Doktor, weshalb steckt hinter ihrem Ohr ein Fieberthermometer" wurde mit ganz einfacher Logik von van Veen beantwortet: "Oh Gott, in wessen Loch steckt denn dann mein Füller"? Ganz andere Sorgen hatte dagegen der Psychiater mit seinem Patienten "Lieben Sie sich", fragte er ihn "Ja natürlich", meinte der Patient, "aber das beruht nicht auf Gegenseitigkeit".

Wild gestikulierend trat Herman van Veen am Schluss der Vorstellung an den Bühnenrand Wild gestikulierend schwenkte er dabei eine halbvolle Wasserflasche über den Köpfen der Zuschauer. Nachher war sie leer. Das tat der Begeisterung der, zu mindest in den ersten Reiher nassen Zuschauer aber keine, Abbruch. Minutenlanger Applaus und Standing?Ovations forderten Herman van Veen mehre Male zurück auf die Bühne "ich komme wieder", versprach er. Zurück nach Bad Oeynhausen, mit "der Überdosis Kliniken''.

Seinen Zuschauern gab er einen guten Rat mit auf den Heim weg: "Fahren Sie auf dem Weg nach Hause am besten durch die Böschung; schließlich passieren auf der Straße die meisten Unfälle". Schmunzelte und verließ endgültig die Bühne im Theater im Park.


Nicole Sielmann





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