In OONachrichten van 04 november 2005 stond


Verzaubernder Erzähler

Wenn Herman van Veen ruft, ist das Brucknerhaus ausverkauft. Bei seiner vierteiligen "Veenologie" stehen die Schicksale historischer Persönlichkeiten im Mittelpunkt. Den Auftakt "Windekind" widmete der Holländer einem Holocaust-Opfer.

"Was wäre sie geworden? Mutter sowieso, Dichterin, eine Tänzerin vielleicht, Ärztin oder eine Freundin." Die junge Frau, über die Herman van Veen so sinniert, heißt Selma Mehrbaum-Eisinger. Mit nur 18 Jahren verstarb sie 1942 im Arbeitslager Michailowka in Rumänien an Flecktyphus.

Hinterlassen hat sie berührende Gedichte, denen van Veen die Aufmerksamkeit verschaffen will, die sie seiner Meinung nach verdienen. "Hier bin ich nur ein Instrument im Dienst einer Aussage, die ich für unwahrscheinlich wichtig halte", sagte der Sänger und Autor über diesen Theaterabend.

Unterstützt wurde der Erfinder von Alfred Jodocus Kwak bei "Windekind" von der Gitarristin Edith Leerkes. Den größten Teil des grandiosen Abends bestritten die beiden zu zweit. Van Veen zog das Publikum singend, lesend und Geige spielend in seinen Bann und Leerkes gab seinen perfekt eingespielten Gegenpart auf der Gitarre. Auch eine Praktikantin hatten die beiden im Gepäck: Lina Lindheimer, die bei ihren mitreißenden Sonnentänzen anmutig über die Bühne wirbelte.

Selma Mehrnbaum-Eisingers Gedichte sind traurig und erstaunlich klar. Doch es wäre nicht Herman van Veen, wenn er trotz des ernsthaften Anlasses nicht auch fröhliche Absurditäten unterbringen würde. So erzählt er Witze, hampelt wie ein Teddybär über die Bühne und musiziert auf einer Mundharmonika - freilich ohne Instrument.

Van Veen spielt mit seinem Publikum und schickt es vom Lachen ins Weinen und zurück. Besondere Freude bescherte der 60-Jährige seinen Zuschauern mit der Darbietung seiner bekannten Lieder wie "Ich lieb' dich noch". Das Publikum war begeistert und dankte es ihm mit ausdauerndem Applaus und Standing Ovations.

Die weiteren Termine der "Veenologie" befassen sich mit Mata Hari, Jackie Kennedy-Onassis und Frederic Chopin. Dabei ist der Künstler zwar nicht mehr persönlich, dafür aber "mit dem Herzen anwesend."

Weitere Termine im Brucknerhaus: "The First Lady" 9. Nov. , "Mata Hari", 16. Nov., "Chopin", 23. Nov. Karten: 0732/ 775230

vom 04.11.2005