MARTINA KADEN
scghreef 3 december 2003 in BZ-Online
Zur Premiere von Herman van Veen im Theater am Kudamm
Lachen verboten!
Als Indianer-Häuptling mit Harke und Messingtopf soll Herman van Veen der Ente bei der Suche nach einem Heilmittel
für die afrikanischen Kinder helfen
58 Jahre alt.
Blonder Lockenkranz, der am Ende eines Konzert-Abends meist in alle Himmelsrichtungen absteht.
Dazu sprechende hellblaue Augen. Beredte Hände. Und eine Stimme, die einem an die Seele greift. Herman van Veen
rührt die Menschen, lässt Eis schmelzen.
Ab heute gastiert er einen Monat lang mit seinem berühmten Enterich
Alfred Jodokus Kwak (Lilja Hermannsdottir) im Theater am Kudamm.
Bei einem Ihrer letzten Berlin-Konzerte kamen
Sie nackt auf die Bühne. Erwartet uns diesmal Ähnliches?
Hm, ich glaube nicht. Ich habe das damals gemacht,
weil die Leute einfach nicht gehen wollten. Ich stand schon unter der Dusche und hörte es rauschen, dachte,
es sei das Wasser. Ich stellte es ab, es rauschte weiter. Da bin ich raus, nackt und nass, um zu zeigen,
dass das Konzert wirklich vorbei ist. Diesmal lasse ich das Publikum an meinem Wasser teilhaben.
Ich spritze ein wenig rum, das ist Enten-artig. Und dazu singe ich "Plätscher Plitscher Feder,
Wasser mag doch jeder".
Wo haben Sie die Ente zuerst getroffen?
Das war 1977, ich bekam einen
Anruf von Unicef Holland, die fragten an, ob ich ein Kinder-Konzert schreiben könne. In genau
diesem Augenblick watschelten sieben Enten durch meinen Garten: Eine Mama mit 6 kleinen Flauschentchen.
Da hatte ich schon die Idee zur Ente. Den Namen Alfred hatte ich auch sofort. Ich hatte nämlich gerade
Boots-Urlaub gemacht mit Alfred Biolek in der Ägäis. Und wer Alfred mal auf einem Schiff gesehen hat,
kann sich vorstellen, dass es nicht schwierig war, einen Namen für diese Ente zu finden.
Die Show heißt
"Lachen verboten" und hat einen ernsten Hintergrund: Aids in Afrika.
Wie kam es zu dieser Metapher?
Eine unserer Stiftungen hat ein Krankenhaus in einem
südafrikanischen Township gebaut, in dem 60 000 Menschen wohnen. Wenn man sieht, wie da jede Woche
16-26 Menschen beerdigt werden, dann kommt man vor Kummer nicht mehr davon los. Da werden ganze
Generationen zu Waisen. Das ist eine humanitäre Katastrophe! Sie sind Unicef-Botschafter, unterhalten
drei Stiftungen.
Woher kommt Ihr Engagement?
Gab es ein Schlüssel-Erlebnis?
Ja. Ich bin im Krieg geboren
und war ein sehr krankes Kind. Ohne die alliierten Hilfsorganisationen gäbe es mich heute nicht mehr.
Ich möchte die Dankbarkeit, die ich heute empfinde, gern weitergeben. Und den Menschen klar machen,
dass wir in der Ersten Welt verantwortlich sind für den Frieden in der Dritten Welt. Ein Volk,
das zu essen hat, muss sich keinem Idioten anschließen, der religiöse Manipulationen anbietet.
Wie ist Ihre Grundstimmung? Melancholisch? Oder doch fröhlich?
Vor allem realistisch. Obwohl
ich immer als Träumer bezeichnet werde, bin ich ein Erz-Realist. Und auch sehr konkret. Ich
mache gern Dinge mit meinen Händen, ich bin ein Handwerker, ein Amateur-Bauer. Ich muss immer
Dinge anpacken, aufschreiben, weiter erzählen.
Wie heil ist Ihre private Welt?
Ich bin jetzt
zum dritten Mal verheiratet, seit 16 Jahren mit meiner Frau zusammen. Sie ist wunderbar,
eine gefeierte Tänzerin, tanzt auch in unserer Show hier. Doch ich wäre gern bei einer geblieben.
Mit meiner ersten, Mareike, habe ich mit 4 im Sandkasten gespielt. Das Leben hat uns auseinander
getrieben. Sowas tut weh. Kommt die ganze Familie zu Weihnachten nach Berlin? Ja, sie kommen alle,
alle Kinder, das Enkelkind, das wird schön.
Ich gebe auch ein Silvester-Wunschkonzert. Da kann jeder
per E-Mail Wünsche äußern unter letja@hermanvanveen.com. Die Wünsche mit den schönsten Begründungen
werden genommen.
Info: "Lachen verboten" bis 30.12., Kudamm 206-209, Di-Sa 20 Uhr, So 15 Uhr, 42-49 EUR,
Tel.: 88 59 11 88. Ein Teil des Erlöses geht an Unicef-Projekte für aidskranke Kinder.