Barbara Hagemann-Gerhardt schrieb am 01.12.2001 im Stader Tageblatt
Sanft und heiter wie eh und je
Hermann van Veen erfüllte im Stadeum alle Erwartungen
Stade.
Wie schön, dass alles so war wie immer. Auch wenn er nicht mehr nur seine
Geige mit
bringt, ein paar Falten mehr hat und das Haar fahler geworden ist: Hermann van Veen hat
sich nicht ausbleichen lassen vom Erfolg vieler Jahre und nichts von dem verloren,
'was vor zig Jahren, schon ans Gemüt ging und die Säle bis auf den letzten Platz füllen
ließ. So auch am Donnerstagabend im Stadeum. Und auch hier das altgewohnte Bild, wenn
das Ende des Konzertes droht: Das Publikum steht und fordert Zugabe um Zugabe ein,
"Was ich dir singen wollte" ist Titel seines neuen Tourneeprogramms und zugleich
Botschaft.
Van' Veens Lieder sind für sein Gegenüber und im Einverständnis
mit ihm, geschrieben. Seine Themen sind aus Gebieten gegriffen, in denen lautes
Kriegsgeschrei und vorwurfsvolle Kritik nicht vorkommen. Dafür singt der Mann
mit der unglaublich sanft?warmen Stimme von Liebe, Hoffnung Optimismus,
Versöhnlichkeit, auch dann, wenn er bittere Wahrheiten aufführt.
"Flussviertel" zum Beispiel, als Rückschau auf die verlorenen Jahre
des Nachkriegskindes Hermann. Sie lässt keine Wut hochkommen, sonder
bleibt bei stiller Trauer und Melancholie, ebenso leise nach außen
getragen wie die herzlichen Gefühle in seinen Liebesliedern.
Das Leben hat viele freudige Seiten und van Veen feiert sie auch.
Als Clown und Possenreiter, als, Anekdotenerzähler und Tänzer ?
vom Kopf bis zu den Zehen eine einzige Bewegung. Das macht er alles
so gut und locker, dass das Stimmungskonto gewaltig anschwillt.
Seine Geige stand indes oft still auf dem Stuhl. Dafür hatte
van Veen Musiker aus der niederländischen Heimat mitgebracht,
die allein schon Gold wert waren. Allen voran die Gitarristin Edith
Leerkes und Wieke Garcia an den Percussion. Mit Flügel (Erik van der Wurff),
Kontrabass (Thomas Dirks) und der zweiten Geige (Maria Majoor) hoben die Fünf
fast ohne den Meister in den siebten Konzerthimmel ab, hätte der nicht läche
lnd zugesehen und dann doch noch eingesetzt.
Barbara Hagemann-Gerhardt