Markus Mohl schreef1 oktober 2005 in Ahlen nr 229 R AH 5


Eindringlich sein - nicht aufdringlich

Mann der leisen Töne: Herman van Veen nach elf Jahren wieder auf der St


Eins ist sicher:
Es wird nicht noch mal elf Jahre dauern, bis Herman van Veen sein nächstes Konzert in Ahlen gibt. Wenn es nach seinen Ah-lener Anhängern geht, sollte das sowieso nicht passieren. Aber auch der holländische Allround-Künstler zeigte sich nach seinem Aurtritt am Donnerstagabend vor ausverkaufter Stadthalle begeistert. Die gut 800 Zuschauer empfingen den Entertainer aus dem Nachbarland wie einen alton Freund. Jedes Lied, jede kleine Geste, jede Geschichte wurden gierig aufgenommen, belacht, beklatscht und bejubelt -es tat eben gut, "den Herman" nach so langer Abwesenheit von der Stadt- hallen-Bühne wieder zu sehen.

Herman van Veen ist ein Phänomen: Er will kein Weltverbesserer sein, bewegt sein Publikum aber schon seit mehr als 30 Jahren mit seinen sanften, friedliebenden Ideen von einer besseren Welt. Mittlerweile 60 Jahre alt geworden, erklärt er - mal alberner Clown, dann wieder nachdenklicher Poet -seine Sicht der Dinge. Mit kindlicher Naivität und gereifter Altersweisheit bringt er seine Botschaft an den Mann und die Frau. Und er tut das - ganz im Gegensatz zu manchen seiner Liedermacher-Kollegen - ohne Besserwisserei oder gar mit dem Anspruch, die Lösung für alle

Probleme dieser Welt bereit zu halten. Er will niemandem etwas aufzwingen, ist eindringlich, aber niemals aufdringlich.
Sowieso sind es die leisen Töne, die Herman van Veen bevorzugt. Und trotzdem kann er schrill und skurril sein, wenn er zum Beispiel ein klassisches Klavierstück in eine come-dyhafte Groteske verwandelt. Das verzeiht ihm sein Publikum gerne, kann er doch im nächsten Moment wieder, ganz im Stile eines großen Chansonniers, von seinem Geburtshaus im Amsterdamer Flussviertel singen.
Und die beiden großen holländischen und deutschen Fahnen, mit denen van Veen auf der Bühne herumstolziert und den Unterschied zwischen den Nachbarländern erklärt, haben ebenso ihren Platz wie die zarten Liebeslieder, die sein Publikum immer wieder gerne hört.

Mit seinen "größten Hits" hat der in schlichtem blauen Hemd und schwarzer Smokinghose auftretende Holländer am Donnerstagabend allerdings gegeizt. Umso mehr wurden altbekannte Titel wie "Anne" oder "Ich lieb dich noch" schon nach den ersten Tönen beklatscht. Überhaupt nimmt sich van Veen in seinem aktuellen Programm "Hut ab", mit dem er derzeit auf Welttournee ist, eher zurück. Er erzählt und singt nicht mehr so viel wie noch bei seiner vorherigen Tournee. Dafür lässt der Sänger sein erstklassiges musikalisches Ensemble glänzen:
Es ist schon ein echter Genuss, wenn Erik van der Wurff (Klavier), Edith Leerkes (Gitarre), Wieke Garcia (Percussion), Jannemien Cnossen (Geige) und Oleg Fateev (Akkordeon) ihre Instrumente erklingen lassen - und da ordnet sich auch ein Herman van Veen gerne ein. Ob Musiker, Sänger oder Tänzer - das Ahlener Publikum freute sich über die Rückkehr des holländischen Multitalents, entließ ihn nicht ohne mehrere Zugaben und machte ihm damit deutlich: Bitte komm' nicht erst wieder in elf Jahren zu uns zurück. . . Markus Möhl