Gerhard Menzel schrieb im Juli 2005 ...Internet - Essen




60 Jahre - na und ...

"Sei kein Frosch, hilf' der Ente" Herzlichen Glückwunsch Herman van Veen


Der am 14.3.1945 in Utrecht geborene Herman van Veen hatte sich für seine Geburtstagsfeier(n) etwas ganz besonderes ausgedacht.

Das überrascht zwar nicht, doch vor allem der besondere Zweck seiner Idee ist ganz Herman van Veen.

Zusammen mit seinen langjährigen Weggefährten und Freunden Klaus Hoffmann, Heinz Rudolf Kunze und Reinhard Mey, sowie zahlreichen anderen ihm nahestehenden Künstlern, kam er zu einem Benefizkonzert mit dem Titel "Herman van Veen and Friends in Concert" in die Philharmonie Essen und stellte das fast bis Mitternacht dauernde, vom Publikum begeistert aufgenommene Konzert ganz in den Dienst einer guten Sache, seiner Sache: gebt den Kindern ihre Rechte und eine bessere, glücklichere Welt! Ein Weg dahin soll das Alfred J. Kwak-Haus in Goch sein.

"Es ist kein Haus, es ist ... anders!"

Mit dem Alfred J. Kwak-Haus in Goch möchte die Herman van Veen-Stiftung geistig und/oder körperlich schwerstbehinderten Kindern einen Moment der Unbeschwertheit geben. Sie, die nie die Möglichkeit haben, in die Welt hinaus zu gehen, sollen dort die Gelegenheit bekommen, die Vielfalt dieser Welt an einem Ort zu erleben.

Der Erlös aus diesem Benefizabend ist jeweils zur Hälfte für das Alfred J. Kwak-Haus und für das Projekt "The Miracle" - ein Theaterprojekt in und für Soveto/Südafrika - bestimmt. Demzufolge hatte Herman van Veen ein Programm zusammengestellt, das speziell auf die Themen Kinder, Familie und Sozialverhalten in Allgemeinen (u.a. natürlich auch wieder das Verhältnis von Deutschen und Holländern und deren "Lieblingsthemen" Urlaub und Fußball) abgestimmt war.

Den langen Reigen der Gastauftritte, die immer wieder in das Programm integriert wurden, eröffnete Klaus Hoffmann mit "Wenn sich alles dreht", Alle Kinder dieser Erde" und "Einsam sind alle Sänger". Heinz Rudolf Kunze hatte aus seinem reichhaltigen Repertoire "Der schwere Mut", "Ich hab's versucht" und "Alle Herren Länder" ausgewählt. Reinhard Mey schließlich gratulierte mit "50!", bzw. inzwischen "60! Was jetzt schon?", "Goede nacht vrienden"

(sein niederländischer Beitrag zum Thema Freunde) und "Ein Stück von Hand gemacht". Angesichts der zum Teil wohl überforderten Tontechnik (lautes Rauschen und entsetzlich verzerrte Streicherklänge beim Streichquartett ZAPP!) kann man Reinhard Mey da nur zustimmen :

Da lob' ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht,
...
'ne Gitarre, die nur so wie 'ne Gitarre klingt,
Und 'ne Stimme, die sich anhört, als ob da jemand singt.
...
Das geht los und funktioniert immer und überall,
Auch am Ende der Welt, bei Nacht und Stromausfall!

Text "Ein Stück Musik von Hand gemacht" (Reinhard Mey)


Leider ist das bei der Größe so eines Raumes nicht zu vermeiden. Daher sollte aber auch mehr Aufmerksamkeit auf diesen - immerhin wesentlichsten Bereich eines Konzertes - verwendet werden. Die Lichttechnik hatte da freilich leichteres Spiel.
Weitere Beiträge kamen u.a. von Hermans jüngster Tochter Anne Marije van Veen ("Anders anders"), Lori Spee ("Avinu malkeniu"), Karin Hougaard ("In this heart") und dem Streichquartett ZAPP!, das sich neben der Backgroundbegleitung auch in einzelnen, sehr interessanten Solostücken profilieren konnte. Das Harlekijn Danstheater (Yoko El Edrisi, Lina Lindheimer, Lilja Hermannsdóttir und Gaëtane Bouchez) war ebenfalls am großen Geburtstagsfest mehrfach beteiligt. Zu den weiteren Musikern des Abends gehörten u.a von Erik van der Wurff, Edith Leerkes, Wieke Garcia und Harry Sacksioni.

Welch große Fangemeinde Herman van Veen hat, kann man auch an dem riesigen Pulikumsinteresse erkennen. Immerhin war er erst Anfang Juni zu Gast in Essen, wo er die bewegende Ode an das jüdische Mädchen Selma Meerbaum-Eisinger "Windekind - Ein Märchen" - übrigens eine Auftragskomposition der Philharmonie Essen - an vier bejubelten Abenden aufgeführt hat (OMM-Rezension).

Für dieses sehr abwechslungsreiche, unterhaltsame, zum Nachdenken anregende und überhaupt einmalige Konzert, das in dieser Besetzung nur in Essen zu erleben war, bedankte sich das Publikum bei allen Beteilgten, vor allem natürlich bei dem Geburtstagskind Herman van Veen, mit stehenden Ovationen. Möge uns Herman noch lange so aktiv und ideenreich erhalten bleiben!