Petra Hillinger schreef .. Mei 1998 in een Oostenrijkse Krant

Die Sehnsucht nach dem milden S

Hermann van Veen mit seinem Programm "Nachbar" im Konzerthaus



Er kommt aus einem Land, wo die Kirchen die höchsten Bergen sind. Er erzählt subjektiv betrachtet ziemlich geniale Witze. Sein Deutsch aber ist immer noch nicht genial. Dafür umso liebenswerter. "Küßchen", ein laut Hermann van Veen fur Holländer besonderes schwieriges Wort, klingt bei ihm wie Küschen. Und wer möchte das nicht, ein Küschen bekommen? Oder zumindest Tisstennisch spielen?

Was Hermann van Veen seit bald 25 Jahren sät, ist eine sagenhafte Sehnsucht: nach Liebhaben. Nach Lust Haben und Lustigsein. Und danach, daß das scharfe S endlich mild sein darf. Eine Sehnsucht, die aufgeht wie ein Blusenknopf - und dann zieht's ein bißchen hinein. Das Publikum: Frauen, die einen Mann wie Hermann van Veen zu Hause haben wollen. Und Männer, die gern so waren wie Hermann van Veen. Zusammengemischt und in einem Saal gesetzt hat dat natürlich etwas von einer Jungschargruppe. Aber immerhin gibt's in der Pause am Buffet keine Rangelei.
Wir haben ja gerade Ich lieb dich noch un Warum gerade ich und Anne gehört. Und die Geschichte eines Hippies, dessen Frau an Krebs starb. Und der nun manchmal selbstvergessen vorm Fernseher sitzt und mit ihr spricht. Und wir haben - bis Hermann van Veen nach drei Sunden und sechs Zugaben die Bühne durch den Saal verlassen wird - noch viel vor uns: Wenn ich mir was wunschen durfte, Moglicherweise ein Walzer, eine wunderbare Schubert-Bearbeitung, Tracy Chapmans Sorry ...
foto: chris janssen 1998 "Tschuldigung, so traurig (und schön) ist das nun mal, so schlicht (und schön), so schmerzhaft (und schön)"; das scheint er uns sagen zu wollen, dieser Hermann van Veen. Wir, wir könnten uns abwenden, alles für banal halten, cool sein und uns am Buffet vordrängen.
Wir tun es aber nicht. Wir freuen uns lieber noch ein bisschen: Über die grossartige Band. Wir lachen lieber noch ein bißchen: Über eine Jonglage mit einem Ball, uber ein arberwitziges Radrennen. Wir schmulzeln lieber noch ein bißchen: Über einen Regenschirm ohne Bespannung, über Busenformen. Wir sind lieber noch ein bißchen - ein bischen - Weichei. Oder Mensch.


Petra Hillinger



terug naar de index