1992 schrieb man in der Brigitte...


Ein Mann...

Herman van Veen


"Schön sein, so schön wie möglich!" Das sei das Geheimnis seines Erfolgs, verriet der holländische vor einigen Jahren. Moment mal! Wenn wir uns den Mann genauer ansehen - körperliche Schönheit kann er nicht gemeint haben: kaum mehr Haare auf dem Kopf, das Profil eher eigenwillig als klassisch, die schlaksige Gestalt meilenweit entfernt vom modischen Muskelbody und ausschließlich mit ausgewaschenen Jeans und schlabbrigen Hemden bekleidet.
Das die Firma Nike unterdessen die Turnschuhe an van Veens Füßen sponsert, reißt da auch nicht mehr viel raus.

Außerdem hat das künstlerische Allroundtalent, der Liedermacher, Traumtänzer, Clown, Kinderbuchautor, Filmemacher, Grübler und Weltverbesserer, der Vater von vier Kindern, UNICEF-Botschafter und Chef einer florierenden Kultur-Firma bereits 47 Jahre auf dem Buckel und es im Gegensatz zu berühmten Kollegen nicht für nötig gehalten, seine Nase liften oder seine Ohren anlegen zu lassen.
Sein Publikum liebt ihn trotzdem und immer noch fast so heftig sie im Zenit seiner Karriere, Anfang der 80er Jahre.

Was van Veen unter Schönheit versteht, ist allerdings nicht Outfit, sondern Intimeres: Authentizität, Ehrlichkeit, die kleinen und die großen Gefühle. Innere Schönheit eben. Mit seinem Mut zum Sentiment steht er wohltuend im Kontrast zum hyper-coolen Zeitgeist. "Ich war nie in, nie out, aber immer da", lehrt der weise Narr und ist nu wieder hier - auf Konzertreise quer durch die Republik. Natürlich singt er mit herrlich holländisch rollendem R und kehligem CH auch wieder unsere Lieblingslieder vom "kleinen Fratz" und dem "zärtlichen Gefühl". Denn die sind, wie Kollege Heinz Rudolf Kunze mal meinte, "das unvermeidliche Amen in der mobilen Zirkus-Kirche des Herman van Veen".

Wir fühlen uns darin immer noch ganz wundervoll geborgen!