Eberhard Pfeiffer schrieb ...


Fototermin


Wenn Stars sich lammfromm allerlei Anweisungen fügen

Das ZDF hat die Pressefotografen in die Westberliner Geyer-Studios eingeladen. Anlaß ist der Beginn der deutschen Synchronisation einer überaus erfolgreichen Zeichentrickserie. Herman van Veen als Vater des Titelhelden Alfred J. Kwak ist genau so gekommen wie seine Frau, die Schauspielerin Marlous Fluitsma, Heinz Rudolf Kunze und Ulla Meinecke, die beide aus Freundschaft zu van Veen den Trickfiguren ihre Stimmen leihen.

Worum es geht bei der Serie, es ist eigentlich nicht so wichtig an diesem Tag, denn diesmal ist Fototermin. Etwa 20 schwerbewaffnete Fotografen auf der einen Seite, die vier Akteure, ein Plasteschwimmbecken, eine Pappente und ein Flügel auf der anderen.

"Herr van Veen, bitte schauen Sie doch mal hierher". Nicht einer sagt das, sondern alle. Teilweise der Reihe nach, teilweise gleichzeitig. Und Herr van Veen schaut. "Die Ente etwas tiefer bitte". "Frau Meinecke, setzen Sie sich doch bitte mal ins Bassin".

Leute, die sonst in drei Minuten mittels ihrer Kreativität Publikumsmassen in Rage versetzen können, fügen sich eine halbe Stunde lang den widersprechenden Anweisungen von 20 Hobby-Regisseuren. Keiner findet das absonderlich, es ist eben Fototermin.

Nebenbei werden noch wichtige Fragen gestellt. "Herr Kunze, haben sie schon mal synchronisiert?" "Ja, in einem Film von Herman van Veen habe ich mich mal selbst synchronisiert". Zusatzfrage: "Von wem war der Film, und wer hat den Text übersetzt?" Ulla meinecke wird gefragt, wen sie den synchronisieren wird. Sie weiß es noch nicht, hat es auch noch nie gemacht, was sie allerdings nicht vor der Nachfrage schützt, wie lange sie denn für diese Arbeit brauche. Alle bleiben trotzdem freundlich. Ein kleiner Snack wird gereicht. Fotografieren und Plaudern machen hungrig. Zwischendurch muß Herman van Veen noch seinen Favoriten für die Fußball-WM nennen: Holland natürlich, das ist die intelligenteste Mannschaft. Was hätte er auch sonst sagen sollen.

Nach einer Dreiviertelstunde ist der Spuck vorbei: "Wir sehen uns später", ist die meistgebrauchte Abschiedsfloskel. Der nächste Fototermin ist wohl schon in Sicht.



EBERHARD PFEIFFER