Eine Annotation von Dorothea Körner verscheen in 2001 in de Berliner LeseZeichen


Das Leben ist ein Wunder und andere persönliche Bekenntnisse


Aus dem Niederländischen von Thomas Woitkewitsch.
Ch. Links Verlag, Berlin 2000, 160 S.


*Zwanzig Männer und ein achtjähriges Würstchen mit Gänsehaut sangen aus voller nackter Brust, begleitet vom warm strömenden Utrechter Leitungswasser." Hermann van Veen (geb. 1945), der bekannte holländische Liedermacher und Sänger, beginnt die locker nebeneinander gestellten Episoden aus seinem Leben mit diesem schmetternden Männergesang unter den Duschen eines Utrechter Badehauses, wohin der Vater, von Beruf Drucker, den Achtjährigen zum erstenmal mitgenommen hatte.

Van Veen erinnert sich in diesem Buch an die Straßen seiner Kindheit in einem ehemals von Juden bewohnten Viertel Utrechts, an die Mädchen und Frauen, von deren Körpern er als Heranwachsender träumte, an einen Deutschlehrer, der ihnen Schuberts *Erlkönig" nahebrachte, den Großvater, den er sonntags und mittwochs als Prediger einer Pfingstgemeinde erlebte, oder an seinen späteren Schwiegervater, der ihm die erste Schallplatte schenkte.

Diese Episoden, wie die ihnen vorangestellten Gedichte bzw. Lieder, leben von dem eigenständigen Blick des Autors, seiner Fähigkeit, den eigenen Gefühlen zu vertrauen, aus ihnen ein Lied, eine Geschichte zu machen. Über den leisen Humor Hermann van Veens, seine Selbstironie, seine Trauer, seine verletzliche Menschenliebe und seine Sensibilität für die Wunder des Lebens muß hier nicht viel gesagt werden. Wer seine Lieder kennt und liebt, weiß das im Grunde.

Diesen Charme haben auch die hier erzählten Geschichten aus New York und Paris, Kapstadt und Berlin, seine Begegnungen mit Frank Sinatra und dem hochverehrten Jacques Brel. Hermann van Veen deutet eigene Niederlagen an und berechtigten Zorn, er philosophiert, theologisiert und lächelt in diesen Texten, die hin und wieder ziemlich hintergründig, manchmal gar weise sind.

Das kleine Büchlein endet mit van Veens poetischer Dankesrede anläßlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1999 für seine Verdienste um die deutsch-niederländische Verständigung.